4. Das Land im Dämmerlichte der Geschichte.
17
der Schweiz, im Osten in Böhmen. Die in Südbayern gefundenen zahlreichen Flachgrüber gleicher Ausstattung gehören unzweifelhaft den Vindelikern und Norikern an, von denen wir aus den Zeugnissen der alten Schriftsteller wissen, daß sie keltischer Abkunft waren und in unserem heutigen Bayern südlich der Donau bis an den Fuß der Alpen ihre Wohnsitze hatten.
Sind wir für die vorletzte Stufe der La Teuezeit in Bayern nur auf Gräberfunde angewiesen, so kommen für die letzte Stufe nunmehr auch Wohn-stätteusuude in Betracht. An zwei Orten Südbayerns sind, soweit bekannt,
bisher solche zutage gekommen, in Manching, Bezirksamt Ingolstadt, und in Karlstein bei Reichenhall. In Manching, woselbst eine ausgedehnte Umwallung sich befindet, wurde innerhalb dieser ein großer Fund von Geräten und Schmucksachen gemacht, der unzweifelhaft auf eiue Wohnstätte deutet. Es befanden sich darunter Bestandteile von Wagenbeschlägen, Rädern, Pferde-
geschirr, Bruchstücke von Luxusgeräten, große Glasringe, Fibeln, Tierfiguren von Bronze u. a. In Karlstein stieß man auf die Wohnstätten selbst, die sich als viereckige Blockhäuser, aus Balken gezimmert, mit Türen und Fenstern, Feuerstellen und Vorplatz erwiesen. Die gefundenen vielen Eisennägel und Klammern rührten von der Befestigung und Verbindung der Balken, die Eisenblechbeschlüge von Türbändern und Schlössern her, zu denen auch die
Schlüssel von Eisen vorhanden waren. Ein reich ornamentierte viereckiges Eisengitter mag zu einer Fenster- oder Türöffnung gehört haben und fetzt
die Verwendung von Glas voraus. In der Kulturschicht der Wohnstätten kamen zutage runde Mühlsteine von Handmühlen, große Wasserknsen von Ton, Eisengeräte aller Art, darunter Sensen und Ketten, Svinnwirtel, Netzsenker von Ton, Nähnadeln von Eisen und Bronze; an Schmuck Bruchstücke von blauen Glasarmreifen mit gelber Schmelzunterlage, vergoldete Bronzeblechbeschläge von Gürteln, Fingerringe von Bronze und Eisen, eine Menge Bronzezieraten, zum Teil mit Blutemail, au Waffen lediglich Pfeilspitzen von Eisen, ferner eine Menge Tongefäßreste, auf der Drehscheibe geformt und hart gebrannt. Als besonders wichtig aber ist der Fund von Silbermünzen keltischen Gepräges und der einer ägyptischen Bronzemünze von einem der drei ersten Ptolemäer zu verzeichnen, welche den regen Handelsverkehr der Zeit bis in das entlegene Gebirgsdorf andeuten. Hier wie in Manching wurden außerdem viele Eisenschlacken gefunden, welche auf Verschmieduug von Eisen an Ort und Stelle hinweisen.
Neben diesen Wohnstättenfunden spielen jetzt auch die zahlreichen Funde von goldenen Münzen, sogenannteu Regenbogenschüsselcheu, eine wichtige Rolle. Solche Funde wurden in Südbayern bis zur Douau zahlreich gemacht, darunter zwei große Schatzsunde, von denen jeder über 1000 Stück enthielt. Eine solche Menge Münzen kann nur da zum Vorschein kommen, wo diese als Zahl- und Verkehrsmittel umlaufen und geprägt werden. Auch diese gehören den beiden letzten Jahrhuuderteu vor unserer Zeitrechnung an.
Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 9
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27. Eine Festschule der Meistersinger.
133
Mühlwerk und Wasserwerk ihn preist;
(Er schützet durch Bollwerk Deich und Schanz,
Die heilige Schrift weiht ihm den Kranz;
(Er zimmerte die starke Arch',
Drin Noah war, der Patriarch;
Wie rings auch brausete die Flut,
(Er ruhte in ihr in sicherer Hut;
Mit den Seinen er gerettet ward,
Mit allen Tieren jeder Art.
(Er zimmerte nach weisem Rat Jerusalem, die Gottesstadt,
Des weisen Salomo Königshaus,
Das führte er mächtig und prächtig aus.
Denkt an das Labyrinth zum Schluß:
Wer ist geschickt wie Dädalus?
Als er geendet, sah man den zweiten Merker mit einer Kreide einen großen Strich wegen der Klebsilbe auf den Tisch malen. Dann begann sogleich Ludwig Binder folgenden Spruch zur Erwiderung:
Das Holz verfault, der Stein bleibt Stein;
Der Steinmetz muß der erste sein.
Ringmauern baut er, kühne Türme,
Basteien auch zu Schutz und Schirme,
Gewölbe pflanzet er, die sich kühn Aufrankend in die Lüste zieh’n,
Schtoindliche Gänge, durchsichtig und fest,
Mit Säulen und Bildwerk geschmücket aufs best’.
Den schiefen Turm von Pisa schaut,
Den Wilhelm von Nürnberg hat erbaut;
Zu Jerusalem den hohen Tempel,
Der trug der höchsten Vollendung Stempel;
Der himmelhohe Turm zu Babel,
Das Grab des Mausolus ist keine Fabel,
Die Pyramiden, die künstlichen Berg',
Sie überragen weit alle Werk'.
Er bekam einen Strich von dem zweiten Merker wegen der Klebsilbe und von dem dritten wegen zweier unreiner Reime zwei. Alles war gespannt auf Hans Sachsens Erwiderung, als er sich zu folgendem Spruch erhob:
Vermag auch Beil und Meißel viel,
Schwach sind sie gegen den Pinselkiel.
(Er bringt nicht nur Häuser und Städte hervor,
Türmt Schlösser und schwindlichte Warten empor —
Nein, was zu Ansang Gott erschuf Durch seines göttlichen Wortes Ruf,
Das schaffet der Maler zu aller Zeit:
Gras, Laubwerk, Blumen auf Feld und Heid',
Den Vogel, wie in der Luft er schwebt,
Des Menschen Antlitz, als ob er lebt,
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Extrahierte Personennamen: Salomo_Königshaus Ludwig_Binder Ludwig Wilhelm_von_Nürnberg Wilhelm Hans_Sachsens
112. Der Nil bei Girgeh.
Die Berge, die mit großen Unterbrechungen den mittleren Nil begleiten, erheben sich meist auf dem rechten Ufer des Flusses. Die Mehrzahl der Ortschaften mit ihren Lehm-
Häusern und kleinen Moscheen liegt auf dem linken User. Der Strom, wegen der sich stets bildenden Sandbänke oft nur im scharfen Zickzack zu befahren, ist von
Segelschiffen (Dahabien), auch von Touristen- und Regierungsdampfern belebt. Am linken Ufer eine der vielen Zuckerfabriken, rechts vor dem Ort ein drehbares Schöpf-
rad, links ein Hebebaum, mittels dessen das Wasser hochgeschöpft wird.
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Die Niederungen. 33
Getreide und die Vorratskammern befanden sich alle unter einem Dache.
Wir treten durch das hohe Tor ein und befinden uns auf der Tenne
oder Diele. Zur linken Hand sind die Stallungen für die Kühe^ und
Pferde. Darüber sind die Räume für das Getreide. Aus dem Stroh,
das vor der Scheune liegt, suchen der Hahn und die Hühner die Körner
heraus. Eine Treppe führt auf den Futterboden. Wir gehen gerade aus
und erreichen das Flet (der zwischen Diele und Wohnhaus liegende Haus-
flur). Am Herde steht die Hausfrau und bereitet das einfache Mittags-
brot. Von hier aus kann sie alles beobachten. Die Tochter trägt in
diesem Augenblicke in einem großen Korbe den Kühen Futter hin. Über
dein Herde erhebt sich der gewaltige Rauchfang, in dem verschiedene
Schinken und andere Fleischwaren hängen. Von hier aus gelangen wir
in die Wohnräume und Kanunern. Um das Einzelgehöft liegen die Gärten,
Felder und Wiesen. Um den Hof zieht sich ein mit Buschholz be-
wachsener Damm, der vor Überschwemmungen schützen soll (Wische).
Bei dem fränkischen Gehöste lagen die Wohn- und Wirtschasts-
gebäude gesondert. Die Giebelspitze überragt häufig ein Balken mit einem
Sterne. In einzelnen Wifcheorten vertritt ein kleines, viereckiges Brettchen
(40—25 cm), zu dem zwei Holzhämmerchen gehören, die Tischglocke.
Das Brett hängt neben der Haustür des Wohnhauses. Zur Mahlzeit
nimmt eine Magd die beiden Hämmer und trommelt auf dem Brettchen.
Die weithin schallenden Töne rufen das Gesinde zu Tisch.
Rätsel: Jin Ratlebenschen Dom, da steu 1ne gele Blom, wer de gele Blom
will pflücken, de mut den ganzen Dom {erdrücken.*)
Der Hansjochen Winkel.
Südwestlich von Salzwedel liegt ein wenige km langes und breites Land,
in dem vorzeiten die Leute eine besondere Vorliebe für die Vornamen Hans Joachim,
kurz Hansjochen (Hanschom) gehabt haben sollen. Als Spitzname übertrug sich
der Name Hansjochen auf die Gegend, die seitdem Hansjochenwinkel heißt. Weil
die Bewohner fern von jeder größeren Stadt und Verkehrsstraße wohnen, be-
wahrten und entwickelten sie soviel Eigenart und Besonderheit in Sprache, Sitte
und Kleidung, daß man sich in einer ganz anderen Gegend glaubt. Selbst der,
welcher des Plattdeutschen recht mächtig ist, kann sich mit einem echten Hansjochen-
winkler schlecht verständigen. Ein Teil der Urbewohner des Hansjochenwinkels
waren Wenden.
Der Hansjochenwinkel ist außerordentlich reich an Grabdenkmälern der Vor-
zeit. Wann und von wem diese Grabstätten, kurz Hünengräber, erbaut sind,
weiß niemand zu sagen. Die gewaltigen Wanderblöcke, die die Eisschollen vor
Jahrtausenden hier absetzten, dienten zu ihrem Bau. Auf einem Hügel setzte man
in Form eines Rechtecks Stein bei Stein senkrecht und belegte den Boden mit
Steinplatten oder Ton. Über die senkrecht stehenden Steine fügte man gewaltige
Decksteine. In den Grabkammern findet man allerlei Geräte aus Stein, Bronze
und Eisen und die Gerippe der Bestatteten oder ihre Asche in Urnen. Danach
unterscheidet man Hünengräber aus der Steinzeit, Kegelgräber aus der Bronzezeit
und Wendenkirchhöfe aus der Eisenzeit. Einige von den Grabstätten sind über
30 m lang und 9 m breit.
*) Das Ei.
Henze-Kohlhase, Die Provinz Sachsen. Ausgabe B. 3
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1. Bau einer Pyramide (etwa 2900 v. Chr.). Einer der mchtigen gyptischen Könige des Alten Reiches von Memphis besichtigt den Bau seiner Grabpyramide. Die Grabkammer mitten im Innern, deren Zu-gang noch offen bleibt, ist lngst fertig; doch Jahr um Jahr wird von unten nach oben ein neuer Steinmantel aufgelegt, so da die Pyramide mit jedem Regierungsjahre des Knigs an Gre wchst. Die von den Steinmetzen unten sorgsam hergerichteten Kalksteinquadern werden auf einer Bretterbahn mhsam hinausgeschafft; unzhlige Menschen, Sklaven und Kriegsgefangene, von denen viele den Anstrengungen im Brande der Wstensonne erliegen, sind dabei thtig; nur Hebebume und Walzen sind ihre einfachen Hilfswerkzeuge. Zwei Priester erlutern dem Pharao den Bauplan auf der Steintafel, die ein knieender Sklave hlt. Der eine der Priester trgt eine Percke, der andere (der Baumeister) das vor der Sonne schtzende Faltentuch der dem glattrasierten Kopfe. Der Herrscherstab und der schlangenartige Schmuck am Stirnreif der Krone bezeichnen den König als Herrn der Leben und Tod. Diener mit groen Fchern wedeln ihm Khlung zu; links hinter ihm steht der Fhrer der bewaffneten Leib-Wchter. Die gewaltige Pyramide im Hintergrunde ist etwa 150m hoch; ihre Stufen sind verkleidet und der Zugang zur Grabkammer ist vermauert worden, nachdem sie die Mumie ihres Erbauers aufgenommen hat.
2. Olympische Spiele. Das Bild stellt einen ^affenlanf dar,
am dritten Tage der fnftgigen Festfeier in der Mitte des vierten Jahrhunderts v. Chr. Die etwa 190 m lange Laufbahn, das Stadion, ist von stufenfrmigen Sitzreihen fr die Zuschauer umgeben. Soeben endet der letzte der Rundlufe, welche die Wettkmpfer auszufhren haben; die ganze Haltung der Zuschauer zeigt eine fieberhafte Erregung. Die Wettlufer sind dicht vor dem Ziel; sie tragen den Erzhelm, den Rund-schild, den Brustpanzer und eherne Beinschienen. Einer ist vor dem Ziel ersckpft zusammengesunken. Dem Sieger aber jauchzt ganz Griechen-land zu, denn aus allen Landschaften sind die Zuschauer herbeigestrmt: rechts der einfach gekleidete Spartaner und der ernste Philosoph aus Tarent in kunstvoll bergeworsnem Mantel; vor ihnen der den Mantel schwenkende Jngling aus Milet und der sitzende arkadische Sandmann mit dem rmellosen Gewnde aus Schaffell; noch weiter links der vornehme junge Thebaner im feinwollenen buntumrandeten Leibrocke nebst dem ltern Freunde und Reisegefhrten, dem die Krbisflasche an der Seite hngt. Heute erhlt der Sieger nur die Palme, bermorgen aber schmckt ihn der Obmann der Kampsrichter im heiligen Tempelhaine des olympischen Zeus (in der Altis) mit dem Kranze von Blttern des heiligen lbaumes, dem hchsten Preise, den ein Grieche erringen kann. Von der Altis ist auf dem Bilde nur der Nordostwinkel zu erkennen; er ist durch die Schatzhuser am Fue des Kronionhgels und die lange Echohallc hinter den jenseitigen Zuschauern begrenzt.
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4. In einer deutschen Stadt des 16. Jahrhunderts
Der Beginn der neuen Zeit zeigt die deutschen Städte und das deutsche Brgertum auf ihrer Hhe. Die Städte waren stark befestigt, die ffentlichen Gebude, besonders die Kirchen und die Rathuser, aber auch viele Privathuser, waren Zeugen des Reichtums der Brger. Manche Städte, wie Augsburg und Nrnberg in Sddeutschland, wie Magdeburg und Lbeck im Norden, waren der Macht selbst grerer Landesfrsten gewachsen. Der Brger war stolz, selbst trotzig; er
kannte eben seine Krast.
Unser Bild bietet im Hintergrunde die Hauptkirche der Stadt, den Dom; rechts von dem Gotteshause fllt unser Blick auf einen Turm, wie ihn die Stadtthore zu tragen pflegten. Die Wohnhuser kehren der Strae ihre Giebel zu; Stein- und Holzbauten zieren sich vielfach mit Erkern; die Erker der Steingebude tragen gotische Trmchen, die Holzhuser zeigen oft Schnitzwerk, das durch lebhafte Farben hervorgehoben wurde.
der den freien Platz zieht ein schwerbeladener Lastwagen an einem kunstreichen Brunnenbau vorber; Reisige geben ihm das Geleit, haben auf der unsicheren Landstrae die teure Ladung geschtzt. Links schreiten uns entgegen die Vertreter des Alten, ein Patrizier in pelzverbrmtem Mantel und ein Mnch. Auf der rechten Seite des Bildes hlt im offenen Laden ein Kunsthndler seine Ware feil; vor dem Laden steht der protestantische Prediger im Gesprche mit einem angesehenen Kaufherrn und deffen Gattin. Im Mittelpunkte des Bildes tritt uns die mit Allgewalt hereinbrechende neue Zeit entgegen. Zwei Landsknechte in ihrer bunten Tracht und ein Hand-werksmeister, dessen krftiger Gestalt man es ansieht, da in seiner Zunft sein Wort etwas gilt, hren dem Buchhndler zu, der ihnen etwa die Wittenberger Thesen gegen den Abla anbietet; an das Gelnder, vor dem er seinen Tisch aufgeschlagen hat, hat der Ver-kufer einen Holzschnitt geheftet, das Bild Luthers, des Mannes des Jahrhunderts.
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4. In einer deutschen Stadt des 16. Jahrhunderts.
Der Beginn der neuen Zeit zeigt die deutschen Städte und das deutsche Brgertum auf ihrer Hhe. Die Städte waren stark befestigt, die ffentlichen Gebude, besonders die Kirchen und die Rathuser, aber auch viele Privathuser, waren Zeugen des Reichtums der Brger. Manche Städte, wie Augsburg und Nrnberg in Sddeutschland, wie Magdeburg und Lbeck im Norden, waren der Macht selbst grerer Landessrsten gewachsen. Der Brger war stolz, selbst trotzig; er kannte eben seine Kraft.
Unser Bild bietet im Hintergrunde die Hauptkirche der Stadt, den Dom; rechts von dem Gotteshause fllt unser Blick auf einen Turm, wie ihn die Stadtthore zu tragen pflegten. Die Wohnhuser kehren der Strae ihre Giebel zu; Stein- und Holzbauten zieren sich vielfach mit Erkern; die Erker der Steingebude tragen gotische Trmchen, die Holzhuser zeigen oft Schnitzwerk, das durch lebhafte Farben hervorgehoben wurde.
der den freien Platz zieht ein schwerbeladener Lastwagen an einem kunstreichen Brunnenbau vorber; Reisige geben ihm das Geleit, haben anf der unsicheren Landstrae die teure Ladung geschtzt. Links schreiten uns entgegen die Vertreter des Alten, ein Patrizier in pelzverbrmtem Mantel und ein Mnch. Auf der rechten Seite des Bildes hlt im offenen Laden ein Kunsthndler seine Ware feil; vor dem Laden steht der protestantische Prediger im Gesprche mit einem angesehenen Kaufherrn und dessen Gattin. Im Mittelpunkte des Bildes tritt uns die mit Allgewalt hereinbrechende neue Zeit entgegen. Zwei Landsknechte in ihrer bunten Tracht und ein Hand-Werksmeister, dessen krftiger Gestalt man es ansieht, da in seiner Zunft sein Wort etwas gilt, hren dem Buchhndler zu, der ihnen etwa die Wittenberger Thesen gegen den Abla anbietet; an das Gelnder, vor dem er seinen Tisch aufgeschlagen hat, hat der Ver-fufer einen Holzschnitt geheftet, das Bild Luthers, des Mannes des Jahrhunderts.
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§. 13, 2. Die Götterverchrung der Griechen.
77
dem Haine Altis in der Landschaft Elis im Peloponnes abgehalten. Dort war einst auf der Ebene Olympia, die der Berg Kronion im Norden begrenzt und der Fluß Alpheus durchzieht, von Herakles ein heiliger Hain von Olivenbäumen angepflanzt worden. Dieser Hain wurde später als Feststätte umfriedigt und enthielt in seiner Mitte den 7,5 m hohen Zeusaltar, welcher aus der mit Alpheuswasser vermischten Asche der Opfertiere gebildet war. Im Vordergründe des Festplatzes erhob sich der herrliche Zeustempel mit dem auf erhabenem Throne sitzenden Zeus von Meister Phidias' Hand, unweit davon das Pelopion; ferner der Tempel der Hera, mit Weihegeschenken gefüllte Schatzhäuser, andere Tempel, Altäre und zahllose Bildsäulen der Sieger in den Wettspielen zu Ehren der Götter. Außerhalb des Festbezirks lagen die Räume für diese Wettkämpfe, im Osten das Hippodrom oder die Bahn für das Wagenrennen, sowie die Laufbahn oder das Stadion. Dieses hatte eine Länge von 188 m. Ringsum waren die Sitze der Zuschauer, welche die Streiter anfeuerten, lobten oder tadelten. Mit Sonnenaufgang nahmen die Spiele ihren Anfang; in der Nacht zuvor hatte man den Göttern zu Ehren Opfer veranstaltet und Festgesänge angestimmt. Mit Ol gesalbt, traten die Athleten auf den Kampfplatz und schwuren laut zu den Göttern, daß sie sich zehn Monate lang zu den Kampfspielen vorbereitet und ein unbescholtenes Leben geführt hätten. Darauf winkte der Herold, und der Wettlauf begann. Wer zuerst das Ziel erreichte, dessen Name und Vaterland wurde laut ausgerufen und von allen Zuschauern mit brausendem Jubel wiederholt. Im Hippodrom gab es Wettrennen mit dem Zwei- und Viergespann. Zwölfmal mußten die mutigen Kämpfer ihre Wagen durch die Bahn führen und geschickt um zwei Spitzsäulen lenken, welche am Ziele standen. Könige hielten es nicht unter ihrer Würde, ihr schönstes Gespann nach Olympia zu senden und unter den Siegern genannt zu werden. Auf das Wettrennen folgte das Ringen, der Faustkampf und das Werfen mit einer metallenen Scheibe, dem Diskus. Der einfache, aber um so ehrenvollere Siegespreis war ein Kranz aus Zweigen des heiligen Ölbaumes. Lauter Beifall ertönte den Siegern zu Ehren, deren Heimat gleichen Ruhm erntete. Sie wurden besungen, auf festlich geschmückten Wagen herumgeführt und der jauchzenden Volksmenge gezeigt; man gab ihnen festliche Gelage, errichtete ihnen Statuen und holte sie feierlich ein, wenn sie ihrer Vaterstadt sich naheten. Bei Festen und Schauspielen erhielten die olympischen Sieger die wohlverdienten Ehrensitze.
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316
Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum.
mit Soldaten gefüllt und vermittelst eines Schnellbalkens auf die
Mauer gehoben. Sehr wirksam soll endlich der Mauerbrecher oder Widder gewesen sein. Es war dies ein langer Balken, welcher an dem einen Ende mit Eisen in Gestalt eines Widderkopfes beschlagen und horizontal schwebend vermittelst einer Kette an 2 oder 3 aufrecht stehenden Bäumen befestigt war. Er wurde von 100 und mehr Soldaten mit aller Macht in Bewegung gesetzt, daß die Spitze immer die nämliche Mauerstelle erschütterte, bis dieselbe zerbröckelte und einstürzte. Zum Schutze der am Widder arbeitenden Krieger diente ein aus Holz oder Flechtwerk hergerichtetes, mit Erde oder rohen Häuten bedecktes Dach, das ebenfalls auf Rädern fortgerollt wurde und nicht leicht Feuer fing. Zuweilen gelang es auch, die Mauer zu untergraben oder unter ihr einen Gang in die Stadt anzulegen.
3. Kunst und Wissenschaft bei den Römern.
Die Baukunst. Der Sinn des römischen Volkes war vor
allem aus das Nützliche und Praktische gerichtet, und die Sorge für das allgemeine Wohl beschäftigte den Einzelnen mehr als die Angelegenheiten des Hauses. Diese Gesinnung war es, welche schon in frühester Zeit große Baudenkmale schuf. Kloaken. Heerstraßen und Wasserleitungen legte das römische Volk in so großartiger Weise an, daß wir die Überreste noch jetzt bewundern Die Etrusker
sind ohne Zweifel die ersten Lehrmeister der Römer im Gewölbebau
gewesen, welcher bei keinem andern Volke der alten Welt sich vorfindet. Diesen wandten die Römer bei der Errichtung der ungeheuren Kloaken an, welche dazu bestimmt waren, die unterirdischen Quellen, die stehenden Wasser und Moräste aus der Stadt in die Tiber zu leiten, weshalb sie sich in vielen Armen unter der Erde durch die ganze Stadt verzweigten. Die Bogen, welche die Straßen und Gebäude über ihnen stützten, waren so hoch und breit, daß ein mit Heu beladener Wagen hindurchfahren konnte. Die Anfänge des Kloakenbaus fallen in die Zeit der Könige; zu verschiedenen Zeiten aber traten infolge der wachsenden Größe der Stadt Erweiterungen hinzu. Eben so bedeutend waren die Heerstraßen, unter denen die via Appia, die „Königin der Straßen", hervorragte. Sie war 312 v. Chr. durch den Patrizier Appius Claudius von Rom nach Capua und später bis nach Brun-dusium geführt worden. Ihre Unterlage bestand aus behauenen, genau zusammengefügten Steinen, welche einen sehr festen Quaderdamm bildeten. Dieser war entweder mit Kies überschüttet oder, namentlich
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§. 61, 3. Kunst und Wissenschaft bei den Römern. 317
der Fahrdamm, mit vieleckigen Blöcken eines harten Steines, meist Basalt, gepflastert. Waren erhöhte Seitenwege für Fußgänger vorhanden, so pflegte man den weichen Tuffstein dazu zu verwenden. Die Straßen waren in Abständen von 1000 Schritten mit Meilenzeigern , nicht selten auch mit Ruheplätzen für müde Wanderer und mit Steinen versehen, welche den Reitern das Aufsitzen erleichterten. Noch jetzt sind Teile römischer Landstraßen erhalten. Ein anderes großes Bauwerk, welches Appius Claudius zuerst ausführte, war die von ihm unterirdisch angelegte Wasserleitung. Diese und namentlich die späteren, großenteils überirdischen Wasserleitungen, welche mit ungeheuren Kosten erbaut und viele Meilen weit durch Felsen, Gebirge und Thäler geführt wurden, versahen Rom mit dem nötigen Trinkwasser. Sie wurden über der Erde durch steinerne Bogengewölbe getragen, welche z. B. bei den vereinigten Leitungen des Kaisers Claudius an einigen Stellen eine Höhe von 30 m erreichten.
Als die Einfachheit in dem Leben der Römer einer großen Verschwendung und vielseitigen Üppigkeit Platz machte, verwandte man auch auf die Bauten ungeheure Summen. Man begnügte sich nicht mehr mit dem, was nützlich und praktisch war, man sorgte nun auch für das Glänzende. Besonders kamen die Säulen zu prunkender Verwendung. Eine Vereinigung der jonischen Schnecke mit zwei Blattkränzen des korinthischen Säulenkopfes bildete das römische oder K o m p o s i t - K a p i t ä l, das bei vielen Prachtbauten angewandt wurde.
Tempel wurden in großer Zahl nach dem Muster der griechischen errichtet und mit Säulen und Bildwerk reich geschmückt. Außer ihnen müssen noch folgende Bauten erwähnt werden:
Das Pantheon, als Vorgebäude zu den Thermen des Agrippa 27 v. Chr. von Valerius aus Ostia errichtet, war ein den Göttern des jütischen Hauses geweihter Rundbau. Es hatte eine Höhe und einen Durchmesser von 42 m und war mit einer prächtigen Kuppel geschlossen.
Die Basiliken scheinen in ihrer Anlage sehr verschieden gewesen zu sein; meistens jedoch waren sie rechtwinklige Bauten, welche dem Handelsverkehr und der bürgerlichen Rechtspflege dienten. An eine der Schmalseiten des Raumes schloß sich eine durch eine Halbkuppel überwölbte Halbkreisnische (Tribuna, Apsis), welche den Sitz für den Gerichtshof bildete. Auf der entgegengesetzten Schmalseite befand sich der Eingang, häufig auch eine Vorhalle. Im Innern trugen meist zwei, wohl auch vier Säulenreihen die flache Decke des
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Extrahierte Personennamen: Claudius Claudius Valerius